Kaffee und Guarana (auch Guaraná) – zwei Pflanzen von verschiedenen Kontinenten mit einer langen Geschichte. Sowohl der Konsum von Kaffee (gewonnen aus Kaffeebohnen) als auch Guarana (gewonnen aus Guaranasamen) hat eine hunderte Jahre dauernde Tradition. Was haben beide Getränke gemeinsam, was unterscheidet sie? Auf welche Weise wirken beide Pflanzen stimulierend?
Kaffee
Vermutlich hat die Kaffeepflanze ihren Ursprung im ehemaligen Königreich Kaffa in Äthiopien, wo sie bereits im 9. Jahrhundert erwähnt wurde. Definitiv aber stammt sie aus Afrika. Durch Sklavenhändler verbreitete sie sich und trat ihren Siegeszug vor allem in Arabien und Europa an.
Die Kaffeepflanze wächst immergrün als kleiner Baum oder Stauch. Sie bildet Laubblätter aus und besitzt 8-15cm große Nebenblätter. Heute bilden die beiden Sorten Arabica und Robusta insgesamt 98% des angebauten Kaffees weltweit.
Die Kaffeekirsche wird bis auf etwa 12% Wasseranteil getrocknet und von ihrer Haut und Fruchtfleisch befreit. So erhält man Rohkaffee. Um ihn genießbar zu machen, wird er auf unterschiedliche Weise geröstet.
Rohkaffee der Sorte Arabica enthält etwa 1,2%, Röstkaffee etwa 1,3% Koffein. Rohkaffee der Sorte Robusta kann bis zu 2% Koffein enthalten.
Guarana
Die Guarana-Pflanze stammt aus dem Amazonasbecken und wird dort von den Indios seit Jahrhunderten auf unterschiedliche Weise konsumiert. Im Gegensatz zum Kaffee wächst die Guarana nicht als kleiner Baum oder Strauch, sondern rankt als Liane in Höhen von bis zu 12 Metern. Sie gehört zu den Seifenbaumgewächsen und ihre Laubblätter sind 20 bis 35 Zentimeter lang.
Wurde früher behauptet, die stimulierende Substanz in der Guarana sei ein Stoff namens „Guaranin“, wissen wir heute: Es ist eine natürlich vorkommende, große Menge Koffein. Mit einem Gehalt von 4-6% Koffein in seinen Samen besitzt Guarana einen mehr als 4 mal so hohen Koffeinanteil als Kaffeebohnen. Durch seinen hohen Anteil an Taninen (pflanzliche Gerbstoffe, über 12%), an die das Koffein gebunden ist, entfaltet sich seine aufputschende Wirkung verglichen mit Kaffee langsamer. Die Wirkung tritt erst nach ungefähr 45 Minuten ein, hält dafür aber auch deutlich länger an.
Koffein, der stimulierende Wirkstoff in Kaffee und Guarana
Koffein wird auch Thein oder Teein genannt. Es handelt sich um die psychoaktive Substanz, welche die stimulierende Wirkung von Kaffee und Guarana bewirkt. Koffein gehört zur Gruppe der Alkaloide und ist eine Substanz, die von verschiedenen Pflanzen zur Abwehr von Schädlingen gebildet wird. Neben Kaffeebohnen und den Samen der Guarana-Pflanze enthalten auch Kakaofrüchte, Blätter von Teesträuchern und Matepflanzen sowie Nüsse des Kolabaumes Koffein. Koffein wird bei oraler Aufnahme vollständig aufgenommen und entfaltet seine Wirkung innerhalb von 15 – 30 Minuten. Die Halbwertszeit im Blut eines gesunden Menschen beträgt im Mittel etwa 4 Stunden, hat jedoch eine hohe Schwankungsbreite und kann bis zu 20 Stunden dauern.
Positive und negative Auswirkungen
Die Zufuhr von Koffein kann sowohl positive als auch negative Wirkungen haben. Zu den positiven und erwünschten Wirkungen zählt sicherlich eine Anregung des zentralen Nervensystems. So bemerken wir nach dem Konsum von Koffein einen stimulierenden und aufputschenden Effekt. Herzfrequenz, Puls und Blutdruck erhöhen sich. Zudem steigern sich Harnbildung und Peristaltik des Darms.
Es sind jedoch auch negative Auswirkungen von Koffein bekannt. Zu ihnen gehören ein übersteigerter Harndrang und mögliche Inkontinenz bei Männern. Die gesteigerte Herzfrequenz kann zu Symptomen wie innerer Unruhe, Schlafstörungen, Nervosität und Reizbarkeit beitragen. Sogar Herzrhythmusstörungen sind möglich.
Dauerhafter Konsum von Koffein führt zu einer Gewöhnung und vermindert seine Wirkung. Zudem können Entzugserscheinungen auftreten. Ein genereller Zusammenhang zwischen Koffein und hohem Blutdruck oder einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt konnte bislang nicht festgestellt werden.
Überdosierung
Koffein in mäßiger Dosierung ist für einen gesunden Menschen nicht schädlich. Werden jedoch gewisse Mengen überschritten, können gesundheitliche Probleme auftreten.
Ein gesunder Erwachsener sollte pro Tag nicht mehr als 400mg aufnehmen. Zudem sollte eine einzelne Aufnahme 200mg nicht überschreiten. Selbstverständlich variiert die empfohlene Obergrenze mit dem Körpergewicht einer Person, als Faustregel können 5,7mg Koffein pro Kilogramm als unbedenklich angesehen werden. 400mg entsprechen somit einer etwa 70 Kilogramm schweren Person. Für Kinder ist eine Menge von 3mg pro Kilogramm Körpergewicht unbedenklich, für Schwangere und stillende Frauen gilt ein Wert von etwa 2,8mg.
Koffeinhaltige Lebensmittel
Nicht nur Getränke wie Kaffee oder Energydrinks enthalten mitunter viel Koffein. Auch andere Lebensmittel haben teils beachtliche Koffeinmengen. Ein paar Beispiele und Mittelwerte.
- Filterkaffee (200ml) 85mg
- Energydrink (250ml) 80mg
- Espresso (60ml) 80mg
- Schwarzer Tee (220ml) 50mg
- Grüner Tee (200ml) 30mg
- Mate (200ml) 80mg
- Coca-/Pepsi-Cola (250ml) 25mg
- Afri-/fritz-kola (250ml) 62mg
- Kakao (200ml) 8-35mg
- Zartbitterschokolade (50g) 25mg
- Vollmilchschokolade (50g) 10mg